Schule für CranioSacral Healing

ganzheitliches Lernen seit 1994

Blogartikel über „Wunder“

(aus Newsletter 1/2017)


Zum Jahresbeginn möchte ich nun über Wunder sprechen. Von Zeit zu Zeit geschieht in unseren Craniosacral-Praxen das, was viele Menschen „ein Wunder“ nennen. Ich meine Situationen, bei denen sich schwerwiegenden klinische Krankheitssymptome erstaunlich schnell lösen. Was geschieht hierbei, wie geschieht es und durch was wird es möglich?

Ganz offensichtlich hat es eine Menge mit den betreffenden Klient/innen zu tun, denn gelegentlich lösen sich schwere Krankheitssymptome erstaunlich schnell, oftmals aber nur langsam oder manchmal sogar gar nicht, auch wenn wir dabei die gleiche Motivation und die gleichen Fertigkeiten einbringen. Eindeutig bringen die Betreffenden eine Bereitschaft, eine Offenheit dafür mit, dass diese Heilung der jeweiligen Symptomatik geschehen kann. Ihr System ist dann „reif“ dafür, dass es geschehen kann. Wir sind dann nur diejenigen, die das eigentliche Heil-Geschehen katalytisch ermöglichen, unterstützen und begleiten.


Aber vielmals hat diese Offenheit und Bereitschaft der Klienten auch ein Stück weit mit uns zu tun. Durch unser Vertrauen in ihre innere Weisheit und Selbstheilungskraft, durch unsere Unterstützung und Begleitung wird diese Bereitschaft oft erst erreicht oder die heilenden Prozesse werden dadurch schneller reif dafür, tatsächlich geschehen zu können.


Was geschieht eigentlich auf unserer Seite in solchen wundersamen Situationen? Im Grunde nichts anderes wie auch sonst: Wir nehmen Dinge im Gewebe und in den organisierenden Kräften wahr, wir gehen auf die gleiche Weise, mit der gleichen Methodik darauf ein wie immer; und dann spüren wir im Gewebe die gleichen Zeichen wie auch sonst, die uns zeigen, dass sich etwas löst und reguliert. Von unserer Seite geschieht also im Prinzip genau das gleiche wie wenn durch unsere Behandlung ein Bereich im Körper, der zuvor angespannt, leblos oder abgeschnitten gewesen ist, sich nun entspannt, dazugehörig und fließend anfühlt, auch wenn dabei keine schwerwiegende Krankheitssymptome im Spiel gewesen sind. Das, was wir tagtäglich in unserer Praxis erleben, ist also nicht weniger wunder-voll und sollte eigentlich genauso wertgeschätzt und gefeiert werden.

Doch zurück zur spontanen Heilung von ernsteren Krankheitssymptomen. Sie geschieht also einerseits wegen dem, was die Klienten mitbringen und auch wegen uns, wegen unserem Verständnis vom Körper und von den Kräften, die das Gewebe organisieren, wegen unseren Fertigkeiten, wegen unserer verinnerlichter Methodik, unserer Erfahrung, unserer eingestimmten Präsenz usw.


Aber ist es noch etwas anderes ganz Entscheidendes im Spiel. Und das geschieht nicht wegen uns, sondern trotz uns: Wann immer tiefgehende Heilung geschieht (ob auf der Ebene von Symptomen oder auf anderen Ebenen), wirkt etwas Größeres, das Universelle oder Göttliche durch uns hindurch. Damit das geschehen kann, müssen wir eine leere, durchscheinende „Nicht-Ich-Präsenz“ sein, eine Art „Niemand-Präsenz“. Paradoxerweise erfordert dieser Anteil, der trotz uns geschieht, von uns ein weitaus größeres und langwierigeres Engagement als der Anteil, der wegen uns geschieht. Um ein Maß von Durchlässigkeit zu erlangen, dass es dem Universellen erlaubt, wirkungsvoll durch uns hindurch zu arbeiten, muss eine Menge gegeben sein: Einerseits ist es erforderlich, dass wir unsere eigenen Themen, Muster, Verletzungen etc. weitgehend erforscht, gelöst bzw. integriert haben, damit sie nicht dem Wirken des Universellen im Weg stehen oder zumindest, damit wir sie leicht loslassen oder zur Seite stellen können. Andererseits braucht es von uns ein bewusstes Sich-Öffnen, eine aktive Hingabe an das Universelle oder Göttliche. Und das ist natürlich keine einmalige Angelegenheit, sondern möchte oft und immer wieder neu vollzogen werden.


Wenn all diese Voraussetzungen gegeben sind, bietet unsere Arbeit – auch dank ihrer genialen Methodik – einen Raum, in dem immer wieder Wunderbares geschehen kann, ob sich dabei ernste Krankheitsbilder spontan lösen oder nicht.


Dass das möglich wird, erfordert zwar eine Menge von uns, aber letztlich geschieht es nur zu einem kleinen Teil wegen uns.